Gegen das Vergessen

Die Verluste der Donauschwaben im Zweiten Weltkrieg und in der unmittelbaren Nachkriegszeit sind ein tragisches Kapitel der europäischen Geschichte. Die Donauschwaben waren von den Kriegsereignissen und den politischen Umwälzungen besonders betroffen. Ihre Verluste in dieser Zeit lassen sich in mehrere Kategorien einteilen: militärische Verluste, zivile Opfer durch Kriegshandlungen, Vertreibungen, Deportationen und Lageraufenthalte, sowie durch Flucht und Vertreibung.


1. Militärische Verluste

Eine beträchtliche Anzahl von Donauschwaben diente während des Zweiten Weltkriegs in den Streitkräften verschiedener Länder, insbesondere in der Wehrmacht und in den einheimischen Streitkräften.

  • Wehrmacht: Viele Donauschwaben wurden in die deutsche Wehrmacht eingezogen. Schätzungen zufolge dienten etwa 120.000 bis 150.000 Donauschwaben in der Wehrmacht und anderen deutschen Militäreinheiten. Die Verluste unter diesen Soldaten sind schwer genau zu beziffern, aber es wird angenommen, dass zwischen 30.000 und 40.000 von ihnen im Krieg gefallen sind.
  • Streitkräfte: Zusätzlich dienten viele Donauschwaben in den nationalen Armeen ihrer jeweiligen Heimatländer. Die Verluste in diesen Einheiten sind weniger gut dokumentiert, aber es wird geschätzt, dass auch hier mehrere Tausend Donauschwaben ums Leben kamen.


2. Zivile Opfer und Kriegsverluste

Die Zivilbevölkerung der Donauschwaben erlitt erhebliche Verluste durch direkte Kriegshandlungen, aber vor allem durch die Ereignisse nach dem Krieg.

  • Massaker und Repressalien: Besonders in Jugoslawien wurden viele Donauschwaben Opfer von Vergeltungsaktionen durch Partisanen und kommunistische Milizen. Schätzungen gehen davon aus, dass zwischen 20.000 und 50.000 Donauschwaben unmittelbar nach dem Krieg in Massakern und durch Hinrichtungen getötet wurden.
  • Todesopfer durch Vertreibungen: In der Folge des Krieges wurden die meisten Donauschwaben aus ihren angestammten Siedlungsgebieten vertrieben. Während der Vertreibungen starben viele durch Hunger, Krankheit und Gewalt. Insgesamt wird die Zahl der Toten durch Vertreibungen und Deportationen auf etwa 40.000 bis 70.000 geschätzt.


3. Deportationen und Lageraufenthalte

Besonders die Donauschwaben in Jugoslawien waren nach dem Krieg schweren Repressionen ausgesetzt. Viele wurden in sogenannte „Arbeitslager“ deportiert, die de facto Konzentrationslager waren.

  • Lageropfer: Zwischen 100.000 und 200.000 Donauschwaben wurden nach 1944 in jugoslawische Lager gebracht. Die Bedingungen dort waren katastrophal, und viele starben an Unterernährung, Krankheiten und Misshandlungen. Die Schätzungen der Toten in diesen Lagern liegen bei etwa 40.000 bis 60.000.
  • Deportationen in die Sowjetunion: Zusätzlich wurden etwa 30.000 bis 40.000 Donauschwaben aus Jugoslawien und Rumänien in die Sowjetunion deportiert, um dort Zwangsarbeit zu leisten. Viele von ihnen kehrten nie zurück; die Todesrate unter diesen Deportierten war sehr hoch, sie wird auf 15.000 bis 20.000 geschätzt.

4. Flucht und Vertreibung

Die Flucht und Vertreibung der Donauschwaben aus ihren Siedlungsgebieten begann bereits während des Krieges, intensivierte sich aber nach Kriegsende.

  • Flüchtlinge und Vertriebene: Zwischen 1944 und 1948 wurden etwa 300.000 bis 400.000 Donauschwaben aus Jugoslawien, Ungarn und Rumänien vertrieben. Viele starben während der Flucht oder in den Folgejahren an den Strapazen. Insgesamt liegt die Zahl der Todesopfer unter den Flüchtlingen bei etwa 50.000 bis 60.000.

5. Gesamtopferzahl

Die Gesamtopferzahl der Donauschwaben durch den Zweiten Weltkrieg und die unmittelbare Nachkriegszeit wird auf etwa 200.000 bis 250.000 Menschen geschätzt. Diese Zahl umfasst sowohl die gefallenen Soldaten als auch die zivilen Opfer durch Kriegshandlungen, Repressalien, Lager, Vertreibungen und Flucht.

6. Quellen und weiterführende Literatur

  • Dieter Bingen, “Die deutschen Flüchtlinge und Vertriebenen in den Nachkriegsjahren,” in Verschwiegene Geschichte: Die Vertreibung der Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg, (Berlin: Metropol Verlag, 2001).
  • Stefan Karner, “Stalins letzte Opfer: Zwangsarbeit und Deportation im Donauraum 1944–1953,” in Jahrbuch für Geschichte der Donauschwaben, (Graz: Oldenbourg Wissenschaftsverlag, 2000).
  • Johann Böhm, “Die Tragödie der Donauschwaben: Vertreibung, Vernichtung, Schicksale,” in Die Donauschwaben: Deutsche Geschichte im Südosten Europas, (München: F.A. Herbig Verlagsbuchhandlung, 1987).

Diese Literatur gibt einen detaillierten Überblick über das Schicksal der Donauschwaben während und nach dem Zweiten Weltkrieg und basiert auf umfangreichen historischen Forschungen.